Starfondsmanager über KI: Kapital-Kollaps statt Fortschritt?

Was ChatGPT, Gemini und Perplexity zu den frechen Thesen des Starfondsmanagers sagen

Peter Frech, Manager des Quantex Global Value Fund, hat sich in seinem Anlegerbrief Sept. 2025 mit deutlichen Worten über Künstliche Intelligenz geäußert. Er sprach von einem „Investitionsrausch ohne echten Gegenwert“ und warnte sogar vor dem „größten Kapital-Kollaps aller Zeiten“. Besonders ins Visier nahm er Sprachmodelle wie ChatGPT, die er als „sprachgewandte Papageien“ bezeichnete. Systeme, die Wissen nur wiedergeben würden, ohne es zu verstehen.

Eine provokante Ansage, selbst für einen bekennenden Value-Investor. Doch wie reagieren die vielgescholtenen KIs auf diese Kritik? Wir haben nachgefragt – bei ChatGPT, Gemini und Perplexity. Und siehe da: ganz so sprachlos, wie Frech vermutet, sind sie nicht.

ChatGPT: „Frech? Vielleicht. Aber nicht ganz falsch.“

„Ich verstehe, warum Herr Frech so denkt“, beginnt ChatGPT mit diplomatischem Ton. „Er bewertet den KI-Boom durch die Brille eines Value-Investors: hohe Kosten, unklare Erträge, fragwürdige Substanz. Das ist nachvollziehbar.“

„Aber Frech macht einen Denkfehler: Er bewertet eine Infrastrukturtechnologie nach kurzfristiger Rentabilität. Das wäre, als hätte man 1995 das Internet abgelehnt, weil sich damit noch keine Zeitung online verkaufen ließ. KI ist kein fertiges Produkt, sondern ein Fundament. Produktivitätsgewinne, neue Industrien, medizinische Fortschritte – das alles braucht Zeit, aber das Potenzial ist real.“

Klingt fast so, als würde ChatGPT sich ein wenig gegen den „Papageien“-Vorwurf wehren…Papagei

Gemini: „Value trifft auf Vision – ein klassischer Generationenkonflikt“

Gemini, Googles KI, reagiert analytischer – fast wie ein Investmentkommentator.
„Frechs Argumentation ist aus Value-Sicht logisch: Hoher Energieverbrauch, unsichere Monetarisierung, überzogene Bewertungen. Das sind valide Punkte. Aber er blendet aus, dass KI längst reale Produktivitätsgewinne bringt. Studien zeigen 25 bis 40 Prozent Effizienzsteigerung bei professionellen Schreibaufgaben, über 50 Prozent in der Programmierung.“

Gemini zieht den Vergleich zur Dotcom-Ära:
„Damals gab es ebenfalls viele Luftnummern, aber auch Amazon, Google und Salesforce. Wer alles pauschal abgelehnt hat, verpasste die langfristigen Gewinner. Vielleicht wiederholt sich die Geschichte: nur diesmal mit Chips, Cloud und neuronalen Netzen.“

Ein sachlicher Konter, ganz im Stil eines Analysten, der die Kennzahlen kennt, aber den Horizont nicht vergisst.

Perplexity: „Frechs Brille ist aus Value geschliffen – aber sie verzerrt den Blick“

Perplexity, das Recherche orientierte Modell, schlägt versöhnlichere Töne an: „Frechs Sorgen über Energiebedarf und Rentabilität sind berechtigt. Doch seine Rhetorik ist ungewöhnlich emotional für einen erfahrenen Fondsmanager.“

Dann folgen Zahlen: „Laut MIT haben derzeit 95 Prozent der Unternehmen noch keinen klaren ROI durch KI. Gleichzeitig schätzt McKinsey, dass bis 2035 rund 40 Prozent des globalen BIP von KI beeinflusst werden könnten. Das ist kein Widerspruch, sondern es beschreibt lediglich eine J-Kurve. Anfangs kostet es Fortschritt, später zahlt es sich aus.“

Perplexity schließt mit einem feinen Seitenhieb: „Frech verwechselt kurzfristige Ineffizienz mit langfristiger Irrelevanz. Das war schon bei Eisenbahnen, Elektrizität und Internet der gleiche Denkfehler.“

Fazit: Zwischen Blase und Basisinnovation

Peter Frech ist kein Technologiebasher, sondern ein Vertreter einer Disziplin, die greifbare Werte schätzt. Seine Kritik ist teilweise richtig: der KI-Boom verbraucht Unmengen Energie, Kapital und Aufmerksamkeit. Und viele Startups verbrennen Geld schneller, als sie Geschäftsmodelle finden.

Aber wer daraus schließt, dass KI keinen ökonomischen Nutzen bringt, blendet die historische Erfahrung aus: Jede große Technologie begann überbewertet und endete unterschätzt. Zwischen Euphorie und Ernüchterung liegt meist die eigentliche Innovation.

Frechs Thesen erinnern ein wenig an jene Stimmen aus den 1990er-Jahren, die das Internet als kurzlebigen Trend abtaten. Auch damals hatte die Skepsis gute Gründe, aber trotzdem veränderte die Technologie Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend.

Vielleicht ist die Wahrheit diesmal ähnlich: Der Markt übertreibt, aber das Fundament bleibt. KI wird nicht alle Probleme lösen, doch sie wird, leise und stetig, in nahezu jeden Prozess einsickern. Von der Forschung über die Produktion bis zur Finanzanalyse.

🪶 Nachtrag

Ironischerweise ist der Dialog selbst das beste Gegenargument zu Frechs „Papageien“-Vorwurf.
Denn wer drei Maschinen um ihre Meinung bittet – und drei differenzierte, faktenbasierte Antworten erhält, erkennt:
Diese Papageien plappern nicht nur. Sie denken vielleicht nicht wie wir, aber sie recherchieren, vergleichen und argumentieren erstaunlich menschlich.
Vielleicht liegt die Zukunft des Value-Investings genau hier – im Zusammenspiel von nüchterner Bewertung und künstlicher Klarsicht.

 

Copyright © 2025 investmentfonds.blog – alle Rechte vorbehalten
Hinweis: Alle Angaben basieren auf öffentlich zugänglichen Daten. Dieser und andere Beiträge stellen KEINE Anlageberatung dar, sind keine Empfehlungen und geben ausschließlich meine persönliche und private Meinung wieder. Zu möglichen Interessenkonflikten u.v.a.m. siehe ausführliche Hinweise unter https://investmentfonds.blog/disclaimer/

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert